Als mir vor Weihnachten beim Kramen in meinen Modellbausachen ein Ätzbausatz des Krause Duos in die Hände fiel, den ich vor Jahren mal gekauft hatte, wurde ich neugierig, ob sich das Teil auf RC bauen lässt. Weil ich gerade keine Lust hatte, die Impala-Karosse zu schleifen und Teile für ein anderes Projekt noch im Versand waren, habe ich mich beflügelt von der Resteuphorie über den gelungenen Formel-1-Wagen mal rangemacht und geschaut, was da so geht. Das Krause Duo war ein Versehrtenfahrzeug in der DDR auf Basis von Teilen der Simson Schwalbe. Im Prinzip ist das also ein Moped-Trike Basis für das Modell ist ein Kleinserienätzsatz von altmark-modellbau.de. IMG_20201216_110840_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Da der Bausatz ja für ein Standmodell gedacht ist, sind keinerlei bewegliche Teile (keine Lenkung, keine separaten und drehenden Räder) am Modell vorgesehen. Hier sind also einige Modifikationen nötig. Ich weiß nicht, ob das jetzt noch unter Scratchbau oder schon unter Kitbashing zählt, aber die Modifikationen sind teilweise ganz schön ausgeartet.
Angefangen habe ich mit dem Vorderrad. Die Teile dafür ließen sich relativ einfach aus dem Ätzbogen, bzw. von den Teilen vom vorderen Schutzblech lösen. IMG_20201216_150149_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich habe dann aus Rücksicht auf die Stabilität eine 0,3mm Klarsichtfolie zwischen die beiden Speichenhälften geklebt und ein 0,6/0,4mm-Rohr als Achsaufnahme eingebaut. IMG_20201216_182237_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_20201216_183552_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nachdem sich die Konstruktion aber beim vorsichtigen Abschleifen auf dem Proxxen Feinbohrschleifer das 3. Mal zerlegt hatte (mangels ausreichender Klebekraft), habe ich den Aufbau geändert. An der Felge wurde ein dünner Ring aus dem 0,15mm-Blech von "Restteilen" (für mich so nicht zu verwendene Teile) des Bausatzes eingelegt und an der Nabe 2 aus Stücken des Nutzenrahmens gefertigte Scheibchen. IMG_20201218_174543_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Speichenteile wurden etwas profiliert... IMG_20201218_175456_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...und dann alles zusammen als Sandwich verlötet. IMG_20201218_174935_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Beim Schleifen auf dem Proxxon sind dann aber ein paar Speichen gerissen, weil das Rad nicht mehr ausreichend stabil war. Kurz vor der totalen Zerstörung kam mir dann die Idee, die Zwischenräume der Speichen mit transparentem UV-Kleber auszufüllen. Das brachte dan ausreichend Stabilität, um das Schleifen fortzusetzen. Die fertige Felge kann sich sehen lassen. Die gerissenen Speichen und der UV-Kleber fallen nicht wirklich auf. IMG_20201218_232642_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_20201218_232653_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Aus bestimmten Winkeln kann man die Schummelei mit dem Kleber jedoch erkennen IMG_20201218_232714_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ein Schleifen der Reifen aus einem Gummistück aus meinem Portfolio schlug fehl, da der Gummi zu weich war für die Dimensionen des Reifens. Ich habe dann 5x1mm O-Ringe bestellt und diese auf die Felge gezogen... IMG_20201223_171200_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nachdem das so gut mit dem Rad geklappt hatte, habe ich mal etwas Form in das Frontblech der Kabine gebracht. Im Bausatz ist die einfach nur ganz glatt, ohne Ausbuchtung für das Vorderrad. IMG_20201216_214420_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Hinterräder haben sich etwas schwieriger gestaltet, da dort die Teile mit den Speichen als Teile der Seitenwände ausgeführt sind und die Bögen der Radläufe durch die Speichen verlaufen. Ich habe also mal angeritzt, wo die Räder verlaufen... IMG_20201219_225303_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...und dann vorsichtig mit einem 0,2mm-Fräser im Proxxonschleifer die überschüssigen Flächen entfernt. Das rechte Teil sieht schon ganz gut aus. Links fehlt noch. IMG_20201219_231828_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Danach wurden dann die Räder von den Seitenteilen gelöst. IMG_20201220_112651_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Da die Kotflügel in Sandwichbauweise auf Tiefe gebracht werden, musste das bei mehreren Teilen passieren. IMG_20201220_114144_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_20201220_120244_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Der Bausatz hat die Kotflügel aber dennoch zu flach dimensioniert, sodass ich noch einige Lagen extra angebracht habe, um auf die Originalmaße zu kommen. Das Blech des Bausatzes ist aber nur 0,15mm dick,... IMG_20201222_153103_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...sodass ich nach 3 Lagen dann auf 0,3mm-Restbleche die ich mal von Andreas Rackel bekommen habe, umgestiegen bin. IMG_20201222_170700_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hier mal ein Zwischenstand der Teile. Die hinteren Kotflügel sind schon zu schönen Klötzen herangewachsen. Gleich mit Bohrungen für die späteren Blinker. IMG_20201225_111858_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nach Verlöten mit der Seitenwand und etwas Schleifarbeit, sieht der erste Kotflügel dem Original schon recht ähnlich. IMG_20201225_182936_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Für die Attrappen der Hinterradschwingen habe ich die Zentralstücken des Bausatzes genommen und ein paar Rohre und Stäbe aus Neusilber angelötet. IMG_20210102_142143_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Mit Rad wirkt das schon ganz gut. Der weiße Schimmer ist nicht der UV-Kleber, sondern ein weißen Zahnrad aus POM hinter dem Rad. IMG_20210102_142550_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zusammen mit der Hütte erkennt man langsam, was das werden soll. IMG_20210102_184349_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das vordere Schutzblech war im Bausatz auch viel zu schmal, sodass ich auch hier noch ordentlich Material eingebracht habe. Eine Blechlage habe ich für die Handhabung noch lang gelassen. Die Stoßdämpfer habe ich mit 0,4mm- und 0,6mm-Rohren dargestellt. IMG_20210122_223657_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_20210122_223738_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die erste Probe mit dem Vorderrad lässt hoffen. IMG_20210122_223857_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_20210122_223913_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nach weiterem Schleifen dann das fertige Teil. Gefällt mir, kann man so lassen. IMG_20210123_144821_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_20210123_144924_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum Schluss des ersten Teils des Bauberichtes noch ein Bild zum Größenvergleich mit einem "Standardservo"... IMG_20210123_213831_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...und eines beim Rodeo mit dem Impala IMG_20210123_214044_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich weiß bisher noch nicht, ob ich das Ding wirklich mit RC zum Laufen bekomme, aber bisher sieht es ganz vielversprechend aus. Ein Fahrmotor ist im Heck untergebracht und treibt (wie beim Original) das linke Hinterrad an. Eventuell ist das Getriebe zu schnell, da ich nur 2 kleine Stufen untergebracht habe, das wird sich aber erst zeigen, wenn die ganze Technik drin ist. Das Lenkservo befindet sich an der Stelle der Rücksitzbank. Der Motor dafür lugt auf einigen Fotos im Seitenfenster hervor. Die Anlenkung des Vorderrades muss ich mir noch überlegen. Da ist eine Umlenkung notwendig.
tolles Projekt sehr schöne Präsentation von dem Blechteil. Viel filigrane Handarbeit und doch gelungen.
Bin sehr gespannt wie du das mit der Funktionsfähigkeit ferngesteuert realisierst. Vieles ist Möglich aber Manches geht nun mal nicht, da die Voraussetzungen zur Microtechnologie zwar vorhanden aber beschaffbar nicht möglich ist.
@Thomas Ein Rentnerehepaar wird da keinen Platz drin finden, da sich an der Stelle der Sitzbank das Lenkservo befindet. Bestenfalls schaffen es noch 2 Arme und ein Bein (das Fahrzeug ist ja für Gehbehinderte gedacht) in die Kabine.
@Sven Löffler Ich hatte gestern noch etwas Zeit um zu probieren. Habe einen Umlenkhebel eingebaut. Der muss noch etwas verändert werden, aber vom Prinzip her funktioniert die Anlenkung schon ganz gut. Das Projekt könnte Erfolg haben.
Vom Lenkservo ist im Modell nicht so viel zu sehen. Ich habe davon auch keine Fotos vom Bau. Vielleicht erkennt man auf diesem Foto noch etwas. Das Servo musste schmal gehalten werden, das die Kabine nur knapp 11mm breit ist. Oben ist der 4x8mm-Motor. Es folgen 2 Stirnradstufen aus einem HK-Servo. Dann (unter dem Motor) kommt ein China-Planetengetriebe, wie ich es auch im Impala verbaut habe. Dann kommen noch 2 Stirnradstufen aus dem HK-Servo mit anschließendem 3mm-Poti (wie im DTM-Astra und im Beneton). Das Poti und die letzte Stirnradstufe habe ich nur für das Foto hingelegt. IMG_20210127_220127_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Für die Umlenkung der Kraft vom Lenkservo auf das Vorderrad habe ich einen Umlenkhebel gebastelt. Wieder aus 0,3mm-Restblech von Andreas Rackel. Angerissen, gebohrt... IMG_20210125_192652_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
und ausgeschnitten. IMG_20210125_194846_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hier sieht man den Testaufbau. Der Hebel wird noch weiter nach unten verlegt und am Servoarm um eine Bohrung gekürzt. Dann müsste es gut laufen. IMG_20210127_215818_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_20210127_215837_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_20210127_220426_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Der Platz für den Fahrantrieb hält sich auch in Grenzen. Die 2 Stufen haben eine Gesamtübersetzung von ca. 1:5. Aber die Räder sind auch nur 6,2mm im Durchmesser. Vielleicht geht Langsamfahren noch einigermaßen. IMG_20210127_220353_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
An die Unterseite (in den Doppelboden der Kabine) kommt ein RX45-v5 IMG_20210127_220845_cut.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Kindheitserinnerungen pur, weckt dieses Modell! Unser damaliger Nachbar hatte sich 1989 2 Stück davon ergattert. Das war für mich dann immer das Highlight der Woche, wenn der Simson-Motor knatterte, stand ich natürlich sofort als Passagier parat. Dann ging es mit offenem Verdeck und lautem Geknatter eine Runde über die Feldwege ums Dorf. Da hat man sich gefühlt wie die Queen, wenn man vergnügt den gaffenden Dorfbewohnern zugewunken hat Das Fahrgefühl war irre. Benzinhahn am Tank rechts vor dem Beifahrer auf, ein Sprühstoß Pilotspray in den Ansaugstutzen und dann am großen Hebel links außen so lange kräftig reißen, bis der 2-Takter bläulich rauchend knatterte. 1. Gang hörbar einrasten, Feststellbremse (kleiner Hebel links vom Fahrer meine ichm ich zu erinnern) lösen und dann kräftig am Gasgriff des Mopedlenkers drehen, bis die Fliehkraftkupplung das linke Hinterrad spürbar mit Drehmoment versorgte und das Vorderrad dann je nach Untergrund erst mal einen Ruck nach rechts machte. Wenn die Kiste mal rollte, dann wurds gemütlicher, Gas weg, 2. Gang und wieder der nun etwas sanftere Ruck vorne nach rechts. Hochbeschleunigen, Gas weg und 3. Gang einrasten. Jetzt war der Fahrtwind schon krätig, bei offenem Verdeck, wenn man sich den 40-50 km/h näherte. Bremsen und Anhalten war dann eine Herausforderung für sich. Der Lenker musste mit vollem Körpergewicht nach vorne gerammt werden, wie wenn man eine Federgabel in die Federn drückt. Je höher die Körpermasse des Fahrers, desto besser die "Bremskraftverstärkung"! Dadurch wurden meines Wissens die Trommelbremsen in Vorder- und Hinterrädern betätigt und das Gefährt kam nach dem gefühlten Bremsweg eines Güterzugs zum Stehen. Bitte sehr, einmal nach rechts aussteigen, links ja zugebaut durch den Motor. Achja noch ganz vergessen, einen Rückwärtsgang hatte das "Trike" in Form des schiebenden Beifahrers oder der Fahrer musste rausklettern, sich links neben den Motor stellen und schieben, um von dort die Lenkstange bedienen zu können. Was ich mich immer gefragt habe, wie Kriegsversehrte mit z.b. Beinprothese damit klar kamen. Vermutlich mit Hilfe der Frau? Danke für diesen Baubericht und die geweckten schönen Erinnerungen! Jetzt weiß ich nach 30 Jahren, dass die Fahrzeuge mit der korrekten Bezeichnung Krause Duo heißen!
@Schwarzwälder Danke, für deine Begeisterung. Ich spiele schon eine Weile mit dem Gedanken, mir so ein Gefährt zuzulegen. Mal sehen, ob ich in Zukunft dafür Platz finde. Der fehlende Rückwärtsgang ist für ein Versehrtenfahrzeug schon ein großes Manko. Allerdings stand in der Betriebsanleitung des Duos, dass man aufgrund des fehlenden Rückwärtsganges so parken soll, dass man vorwärts wieder ausparken kann. Bei 4,6m Wendekreis und der damaligen Verkehrsdichte war das jedoch sicher kein allzu großes Problem. Die korrekte Bezeichnung ist das eigentlich nicht. Ürsprünglich wurde das Fahrzeug von der Firma Krause entworfen. Gebaut wurde es aber nach der Verstaatlichung der Firma Krause bei der VEB Fahrzeugbau und Ausrüstungen Brandis, welche später der VEB Robur-Werke Zittau angegliedert wurde. Somit wäre das eigenliche Fabrikat für das Duo 4/1 die FAB Brandis oder VEB Robur, je nach Baujahr. Ich hätte "Krause" vielleicht noch in Anführungszeichen setzen sollen...
ein total tolles und positiv "beklopptes" Projekt voller Herausforderungen. Auch interessant für mich etwas mehr über die Geschichte eines Mobiles meiner Erinnerungen aus der Kindheit zu erfahren. Im Osten kannten wir dieses Mobil nur unter Krause Duo. Neben der offenen Variante waren auch geschlossene Varianten (teilweise Eigenbau) unterwegs. Der Rückwärtsgang war immer etwas besonderes, da jemand mit körperlichen Gebrechen eigentlich nie links aussteigen konnte. Da haben wir dann schon öfter mal geholfen, wenn "Opi mit Krückstock" das Gefährt rückwärts bewegen musste.
Eine kleine Info zur einspurigen "Schwester" für die, die es interessiert. Auch die Schwalbe hatte einen stärker verbreiteten Namen. Wir haben sie Nonnenstuhl oder Nonnenrad genannt. Einen Vorteil hatte die Schwalben gegenüber den anderen gefiederten Zweirädern (Star, Spatz, Habicht, Sperber), sie war teilverkleidet und bot so bei schlechtem Wetter einen sehr guten Schutz gegen durchnässte Schuhe und Hosen.
Zitat von Modellfan im Beitrag #10Auch die Schwalbe hatte einen stärker verbreiteten Namen. Wir haben sie Nonnenstuhl oder Nonnenrad genannt.
Hallo Andreas,
"Nonnenhocker" kenne ich als Spitznamen für den "Nachfolger" der Schwalbe: den SR50.
Einer meiner Klassenkameraden hatte damals, als wir in der 9. bzw. 10. Klasse waren, einen Duo Krause. Das "Ding" war praktisch, wenn wir von der Schule aus zum Arbeitseinsatz mußten: er nahm dann unsere Klassenlehrerin und/oder irgendwelche Werkzeuge mit.
Ein tolles Projekt für unseren Maßstab ist's allemal!
Echt toll, was dir da gelungen ist! Hättest du da schon eine genauere Vorstellung welcher Akku da Platz hat? Genial ist ja, dass es sich wahrscheinlich ausgeht, dass ein freier Durchblick herrscht . Feines Projekt!!!!
@Wolfgang Ich wollte es erstmal mit einer 60mAh Zelle versuchen, wie ich sie auch im Benetton verbaut habe. Theoretisch müsste die noch unter das Dach passen. Ich weiß aber noch nicht so genau, wo ich die Servo-Elektronik verstaue. Das IC ist ja ein ganz schöner Klotz. Wahrscheinlich muss ich die Platine diesmal ganz wegoptimieren. Ich hoffe, dass später noch genug Durchblick bleibt, dass es nicht ganz so schlimm aussieht.